Fliegen in den Alpen
Fliegen in den Alpen – wer würde das nicht gerne einmal miterleben? In 3700m Höhe über NN Bergen ausweichen, weil sie immernoch höher sind als man selbst. Das passiert auf der Alb keinem. Alpenflug mit dem Segelflugzeug hat viele Reize. Das sahen auch sieben unserer Scheinpiloten so, und trafen sich für eine Woche Pfingsturlaub in Reutte.
Wer mehr über den Alpenflug Urlaub unserer Piloten erfahren will – hier geht’s zum Bericht von unserer Jugendleiterin Claudia, die dieses Jahr zum ersten Mal dabei war:
Bisher haben mir gemütliche Überlandflüge am besten gefallen – die Schwäbische Alb von oben betrachten, von Wolke zu Wolke gleiten (wenn es denn welche gibt) und die Aussicht genießen. Das ist für mich einfach jedes Mal aufs Neue faszinierend.
Jetzt habe ich mal etwas Neues ausprobiert – Fliegen ganz nah an den Hängen und Gräten von Bergen in den Alpen.
Seit einigen Jahren fährt eine kleine Gruppe von erfahrenen Piloten aus unserem Verein für eine Woche nach Reutte – einem Flugplatz am nördlichen Rand der Alpen bei Füssen – um dort zu Fliegen. Dieses Jahr schloss ich mich ihnen an. Aber da ich noch nicht sehr viel Erfahrung mit Flügen außerhalb der Platznähe meines Heimatflugplatzes habe, haben wir unser Vereins-Flaggschiff den Arcus – einen 20m Doppelsitzer mit ausklappbaren Hilfsmotor – mitgenommen, da alleine fliegen in den Alpen ohne Einweisung und Erfahrung zu gefährlich wäre.
Angereist sind wir vormittags am Sonntag, den 11.06. direkt am Flugplatz, und haben gleich die Hänger abgestellt, die Flugzeuge aufgebaut und dann gewartet… und gewartet… darauf, dass sich der Wind in die richtige Richtung dreht.
Der Flugplatz Reutte liegt direkt neben dem sogenannten Schlossberg (Haushang). Wenn dann das Talwindsystem einsetzt, wird der Schlossberg aus der richtigen Richtung angeblasen und man kann so durch achtern am Hang Höhe gewinnen.
So war unser erster Start erst mittags um drei. Gleich nach dem Ausklinken des Windenseils geht es direkt auf den Berg zu – ein sehr komisches Gefühl, wenn man tiefer als die Spitze des Berges ist und das Hangfliegen nicht gewohnt ist. Während man den Hang hin und her fliegt, ist man so nah, dass man die Eichhörnchen im Baum sehen kann. Mein Magen hat mir nie Probleme beim Fliegen bereitet, aber so nah an einem Hindernis entlang zu fliegen ist nochmal etwas Anderes.
Hat man sich am Schlossberg hochgearbeitet, fliegt man zum nächsten höheren, um dort noch mehr Höhe mit derselben Technik zu gewinnen. Ist einem auch dies gelungen, kann man aus dieser Höhe dann versuchen, Anschluss an die Thermik zu finden.
Doch an unserem ersten Flug wollte die Thermik nicht so recht. Letzten Endes sind wir zwei bis drei Stunden von Berg zu Berg in Flugplatznähe geflogen und haben uns am Hang immer wieder mühsam nach oben gearbeitet. Danach hat sich dann auch der Magen an die Berge und Bäume gewöhnt.
Bei unserem nächsten Flug sah das Ganze dann schon anders aus! Die Thermik war da, und wir haben es bis auf über 2000m geschafft, womit wir höher als die Berge direkt um Reutte waren. So konnten wir die Gräte entlang fliegen und um die Gipfelkreuze kreisen und den Wanderern winken. Da freuen die sich immer so süß und winken zurück. Doch bei der Sicht auf die Berge war mir immer noch nicht so wohl, so kam es, dass wir doch etwas zurück an die nördlichsten und tiefsten Bergen geflogen sind, und nicht weiter in den Süden, wo die Berge höher werden. Aber ich fand es einfach beruhigend, wenn die Berge oben drauf noch Bäume und Gras hatten und man nicht direkt an der nackten steilen Felswand entlang flog.
Doch nach diesem Flug war ich dann soweit, ich hatte mich langsam mit den Bergen angefreundet und dieses Mal ging es dann in den Süden, bis kurz vor Italien. Das war mein schönster, höchster und bis zu diesem Tag auch mein längster Flug! Von Reutte aus ging es südlich das Lechtal hinunter, dann über ein paar Berge ins Inntal, und danach zu den Gletschern an der Wildspitze. Da hatten wir eine Höhe von 3700m, hoch genug, um Sauerstoff aus der Flasche schnüffeln zu müssen. Die Kirsche auf der Torte war dann noch ein Besuch bei der Zugspitze – Deutschlands höchster Berg mal aus einer anderen Perspektive! So sind wir fast vier Stunden durch die Alpen geflogen, hatten oft ein Steigen von 3-5m/s, was man so von der Alb nicht gewohnt ist, allerdings auch ein dementsprechend großes Sinken, und Turbulenzen durch die starken Auf- und Abwinde.
Natürlich gab es dann auch noch weitere Flüge, aber ich denke, Ihr habt jetzt ein Bild vom Fliegen in den Alpen im Kopf.
Von den sieben Tagen sind wir an jedem zweiten geflogen – was wie ich gehört habe, für Reutte eine gute Bilanz ist. An den anderen Tagen bot uns die Umgebung genügend Alternativen. So waren wir wandern mit der Vereinseigenen Bergziege, haben Wasserfälle von Land und Wasser aus betrachtet, die Burgruinen erkundet, eine 400m lange und 100m hohe Hängebrücke gemeistert und noch mehr.
Es war eine tolle Zeit mit schönen Flügen und Ausflügen, wobei ich den Flug zur Wildspitze ganz bestimmt nicht vergessen werde und an den ich in Zukunft beim gemütlichen Thermikfliegen auf der Alb noch sicherlich oft denken muss.
Ich freue mich schon auf das nächste Jahr!
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